Die Untätigkeit und ihre Konsequenzen
Jemand, der gerade begonnen hat an wesentlichen, aktuellen Lehren oder Verfahrensweisen zu zweifeln, macht für gewöhnlich unterschiedliche Phasen durch. Viele versuchen sich zu rechtfertigen, andere auch mitzuziehen und aufzuwecken. Da das Thema Schuld allgegenwärtig war, ist der Rechtfertigungsversuch nur allzu nachvollziehbar.
Manche suchen das Gespräch mit Ältesten oder dem Kreisaufseher und werden in der Folge als „kritisch“ eingestuft, in jedem Fall wird einem schnell ans Herz gelegt, still zu sein, und keinen Aufruhr zu kreieren, die Konsequenzen kennt sowieso jeder.
Manch andere gehen schon lange nicht mehr einig mit den Lehren, haben aber aus bekannten Gründen für sich beschlossen zu schweigen, um die Beziehung zu ihrer Familie oder ihren Freunden nicht zu gefährden, und um nicht plötzlich alleine dazustehen.
Wieder andere ziehen sich einfach ohne Erklärung zurück und leben dann aber oft in der Angst vor einem Ausschluss, weil sie nicht wissen, was genau jemand zu erwarten hat, der die Lehren verworfen hat.
Unsere Erfahrung ist, dass es hauptsächlich von der Persönlichkeit der Freunde abhängt, ob diese den stillen Rückzug in die Untätigkeit akzeptieren. Manche werden sich selbst dann zurückziehen, wenn man über die Gründe für den Rückzug schweigt und nur wenige akzeptieren die Entscheidung.
In jedem Fall ist schwerer Schaden innerhalb der persönlichen Beziehungen unvermeidbar, sobald man sich formuliert. Wenn man nicht auf jemanden trifft, der zufällig bereits ähnliche Zweifel hat, ist es sehr wahrscheinlich, dass eine religiöse Positionierung auch zwingend zum Bruch mit der anderen Seite führt. Das ist für einen Zeugen Jehovas normal, da er sein ganzes Leben gelehrt bekommen hat, dass das so sein muss. Schließlich glaubt ein Zeuge Jehovas, dass man sich nicht gegen Menschen oder Lehren, sondern gegen Gott höchstpersönlich positioniert hätte.